Nuklearmedizin

Nuklearmedizin ist in ihrer einfachsten Definition die Verwendung radioaktiver Substanzen zur Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Die Geschichte der Nuklearmedizin reicht bis in die frühen 1800er Jahre zurück, als der britische Chemiker John Dalton die Atomtheorie vorschlug, der Deutsche Wilhelm Konrad Röntgen 1895 die Röntgenstrahlen entdeckte und Ernest Lawrence 1928 in Amerika das Zyklotron baute. Der wichtigste Schritt in der Entwicklung der Nuklearmedizin war Marie Curies Entdeckung der künstlichen Radioaktivität im Jahr 1934. Viele Historiker verweisen jedoch auf die 1940er Jahre, als radioaktives Jod zur Behandlung von toxischem Kropf (toxischer Kropf) eingesetzt wurde, als den eigentlichen Beginn der Nuklearmedizin. Technetium, die am häufigsten verwendete radioaktive Substanz in der nuklearmedizinischen Bildgebung, wurde 1937 künstlich hergestellt, und seine kommerzielle Produktion, Verteilung und Verwendung begann nach 1965. In den folgenden Jahren wurden Wirkstoffe für die Leber-Milz- und Gehirnbildgebung entdeckt, und die Nuklearmedizin begann ihre rasante Entwicklung, die bis heute anhält. Die ersten Spezialisten auf dem Gebiet der Nuklearmedizin wurden 1972 in den USA ausgebildet.

Welche terminologischen Konzepte werden in der Nuklearmedizin häufig verwendet?

Szintigraphie: So nennt man das Verfahren in der Nuklearmedizin.

Radiopharmaka: So nennt man Substanzen, die aus sehr geringen Mengen an Radioaktivität und daran gebundenen chemischen Medikamenten bestehen und in der Nuklearmedizin Patienten auf verschiedene Weise (Injektion oder oral) verabreicht werden können.

Planare Methode: Wenn die in der Nuklearmedizin aufgenommenen Filme in einer einzigen Ebene und in zwei Richtungen aufgenommen werden, spricht man von der planaren Methode.

SPECT: Es werden Bilder aus der Umgebung des Organs aufgenommen, dessen Film in einem Winkel von 180 oder 360 Grad aufgenommen wird. Nach der Aufnahme werden die Rohbilder mithilfe eines Computers verarbeitet. Bei dieser Methode werden die aufgenommenen Organe in 3 Dimensionen untersucht.

PET: Die hier verwendete Radioaktivität besteht aus Positronen emittierenden Strahlen. Die anderen Teile sind wie bei SPECT.

In welchen Bereichen und warum wird Nuklearmedizin eingesetzt?

Myokardperfusionsszintigraphie:Koronare Herzkrankheit
  1. Bewertung des Vorhandenseins, des Ortes, des Ausmaßes und der Schwere einer Myokardischämie oder Vernarbung
  2. Bewertung der Auswirkung einer Koronarstenose auf die regionale Durchblutung bei der Angiographie.
  3. Bewertung der Vitalität des Myokardgewebes und Überwachung der funktionellen Erholung nach Revaskularisierung
  4. Bewertung von Risiko und Prognose nach Myokardinfarkt und vor nicht-kardialen Operationen
  5. Überwachung der Wirksamkeit von Lebensstiländerungen und medizinischer Behandlung im Rahmen von Koronarrevaskularisierungsverfahren.
  6. Differentialdiagnose einer ischämischen Kardiomyopathie von einer Kardiomyopathie unbekannter Ursache
  7. Differentialdiagnose koronarer und nicht-koronarer Ursachen bei akuten Brustschmerzsyndromen
Dynamische Nierenszintigraphie:
  1. Bewertung und Nachverfolgung der Nierenfunktion bei Nierenerkrankungen und/oder systemischen Erkrankungen, die die Nierenfunktion beeinträchtigen
  2. Bewertung der Nierenfunktion und der Drainage bei obstruktiven Erkrankungen
  3. Bewertung und Nachverfolgung transplantierter Nieren
  4. Beschreibung der Nierenfunktion von Spendern vor der Transplantation
  5. Bewertung und Nachverfolgung der Nierenfunktion bei nephrotoxischer Arzneimittelanwendung
  6. Bewertung und Nachverfolgung der Nierenfunktion bei Blasenfunktionsstörungen und vesikourethralem Reflux (Urinrückfluss von der Blase in die Harnleiter und manchmal in die Nieren)
  7. Bewertung des Erfolgs chirurgischer und interventioneller Behandlungsmethoden
  8. Bewertung der Nierenfunktion bei Patienten mit Jodallergie
  9. Nierenfunktion, die kann nicht mit IVP-Erkennung visualisiert werden
Nierenrindenszintigraphie (DMSA):
  1. Diagnose einer akuten Pyelonephritis
  2. Identifizierung von Nierenschorfgewebe
  3. Solitäres oder ektopisches Nierengewebe
  4. Hufeisennieren und Pseudohufeisennieren
Knochenszintigraphie
  1. Suche nach Knochenmetastasen
  2. Staging und Follow-up von primären Knochentumoren
  3. Suche nach verdächtigen Frakturen, einschließlich Stressfrakturen
  4. Beurteilung von Knochen- und Weichteilinfektionen
  5. Bestimmung der Stoffwechselaktivität in Bereichen mit avaskulärer Nekrose und Traumata
  6. Arthritis
  7. Beurteilung der Reaktion auf Chemotherapie und Strahlentherapie
  8. Reflexdystrophiesyndrom (RSD)
  9. Suche nach heterotoper Ossifikation
  10. Suche nach Lockerungen oder Infektionen in orthopädischen Prothesen
  11. Beurteilung von Knocheninfarkten
  12. Beurteilung der Lebensfähigkeit von Knochentransplantaten
  13. Lokalisierung geeigneter Biopsiestelle
  14. Beurteilung von Knochenschmerzen unbekannter Ursache
  15. Untersuchung abnormaler, unspezifischer Knochenpathologien, die durch direkte Röntgenaufnahmen festgestellt wurden
  16. Stoffwechselbedingte Knochenerkrankungen
  17. Diagnose der Paget-Krankheit und Beurteilung ihrer Aktivierung
  18. Beurteilung der Verteilung der osteoblastischen Aktivität vor der Sr-89-Behandlung
  19. Nachweis früherer Knochen- und Weichteiltraumata in forensischen Fällen
  20. Untersuchung von Osteoidosteomen
Schilddrüsenszintigraphie
  1. Knotiger oder diffuser Kropf
  2. Ektopisches Schilddrüsengewebe
  3. Retrosternaler Kropf
  4. Agenesie, Hemiagenese
  5. Bewertung des verbleibenden Schilddrüsengewebes nach der Operation
  6. Untersuchung von Hals- und oberen Mediastinalmassen
  7. Bewertung des Funktionsstatus von Schilddrüsenknoten
  8. Differentialdiagnose der Thyreotoxikose
  9. Diagnose und Nachsorge bei Thyreoiditis
  10. Hypothyreose (angeboren oder erworben)
Nebenschilddrüsenszintigraphie
  1. Primärer Hyperparathyreoidismus
  2. Sekundärer Hyperparathyreoidismus
  3. Lungenperfusions-/Vent-Szintigraphie
  4. Diagnostik einer Lungenembolie
Für diese Untersuchungen sind keine Kontraindikationen bekannt.

Indikationen für nuklearmedizinische Untersuchungen bei Kindern sind:

1-Nierenrindenszintigraphie (DMSA)

  1. Diagnostik einer akuten Pyelonephritis
  2. Nachuntersuchung von Nierenschorf
  3. Relative funktionelle Nierenmasse
  4. Solitäres oder ektopisches Nierengewebe (z. B. Beckenniere)
  5. Hufeisennieren und Pseudohufeisennieren

2-Standard- und Diuretika-dynamische Nierenszintigraphie bei Kindern

  1. Alle Uropathien, die im Stadium der Erstdiagnose oder als Reaktion auf eine Behandlung einer Abklärung (chirurgische oder konservative Behandlung) bedürfen (pelvi-ureterale oder vesiko-ureterale Dilatationen, Blasenfunktionsstörungen, komplexe Doppelkollektorsysteme, posttraumatische, asymmetrische Nierenfunktion und Refluxnephropathien)
  2. Bestimmung der Nierendrainagefunktion durch Gabe von Diuretika im Falle einer Dilatation
  3. Bei Bluthochdruck (systemische oder renovaskuläre Captopril-Szintigraphie)
  4. Nierentrauma
  5. Überwachung von Nierentransplantationen

3-Knochen-Szintigraphie bei Kindern

A-Infektion und Entzündung:
    1. Akute Osteomyelitis und Weichteilentzündung
    2. Subakute und chronische Osteomyelitis
    3. Septische Arthritis
    4. Aseptische Arthritis
B-Knochentumoren:
    1. Gutartige Knochentumoren
    2. Bösartige Knochentumoren
    3. Tumorähnliche Knochenläsionen (z. B. Langerhans-Zell-Histiozytose)
    4. Knochen Metastasen
C-Aseptische Nekrose:
    1. Morbus Perthes
    2. Aseptische Knochennekrose und Knocheninfarkte außer Morbus Perthes
    3. Sichelzellenanämie
D-Traumatische Knochenerkrankungen:
    1. Vorliegen verdächtiger Röntgenbefunde nach einem Trauma
    2. Ermüdungsbrüche
    3. Körperliche Misshandlung (Kindesmissbrauch)
    4. Multiples Trauma
    5. Nach einer Fraktur Komplikationen
E-Sudeck-Atrophie (sympathische Reflexdystrophie)
F-Leitfaden für chirurgische Resektion (z. B. Osteoidosteom)
G-Knochendysplasien
H-Weitere Indikationen in der Pädiatrie:
    1. Untersuchung möglicher Knochenerkrankungen in der Ätiologie von Schmerzen
    2. Vorhandensein von Hinken oder Rückenschmerzen
    3. Unfähigkeit, auf einen Fuß zu treten oder auf ihm zu stehen.
    4. Fieber unbekannter Ursache

4-Studie zu gastroösophagealem Reflux (GER) und Lungenaspiration

Die Radionuklid-GER-Studie ist die Methode der ersten Wahl bei der Beurteilung pädiatrischer Fälle, da es sich um einen einfachen und physiologischen Test handelt.

5-Andere

    1. Hodenszintigraphie
    2. Schilddrüsenszintigraphie
    3. Mekel-Divertikelszintigraphie
In unserem Krankenhaus wird bei fast allen Erkrankungen des Organsystems eine funktionelle Bildgebung durchgeführt. Zu den durchgeführten diagnostischen Untersuchungen gehören szintigraphische Aufnahmen der Schilddrüse, der Knochen, des Herzens, der Nieren und vieler anderer Organe und Erkrankungen. Die Behandlung einiger Tumoren und entzündlicher Erkrankungen, insbesondere der Schilddrüsenerkrankungen, wird ebenfalls von derselben Abteilung durchgeführt.